Früher war alles besser: Die Nachbarn haben gegrüßt, Vitali Klitschko forderte höchstens schwere Milchschnitten an und Markus Lanz und Karl Lauterbach zählten noch nicht als ein Haushalt. Und heute? Wer nicht schon vor seiner Geburt privat vorsorgt, landet in der Altersarmut. Der pfiffige Hirntote Trump wird völlig überraschend Papst Donald der Letzte. Und Olaf Scholz verkauft „aus Versehen“ Sachsen an die Chinesen. Gut, es ist ja nicht alles schlecht. Trotzdem: Kann man in so schwierigen Zeiten überhaupt noch Satire machen? Der Kabarettist Henning Ruwe hat auf seine letzte Gaserhöhung geschaut und festgestellt: „Ja, ich muss sogar.“ Beim Blick auf die Welt bemerkt er mit nüchterner Besoffenheit: Die netten Jahre sind vorbei!
In seinem zweiten Soloprogramm beweist der gewöhnliche Ausnahmesatiriker Henning Ruwe, dass humoristische Aufrüstung längst keine 100 Mrd. Euro kosten muss und trotzdem ordentlich Bumms im Zwergfell anrichtet. Ausgesprochen unkorrekt wird hier jeder noch so schlimmen Weltlage ein gemeiner Lacher abgerungen, denn die Sachlage ist eindeutig: Das Kabarett muss endlich wieder absurder werden als die Wirklichkeit. Auf das Publikum wartet ein erfrischender Abend – sympathisch, witzig und nie um eine Böswilligkeit verlegen. Und am Ende wird der Presse zu entnehmen sein: Er scherzte ohne Grenzen.